Positives und motivierendes

Schnell werden unsere Blicke getrübt. Eine Schauergeschichte reiht sich an die nächste, wenn wir unseren Bekannten erzählen, wie hart es sein kann, sich um einen Dementen zu kümmern.. Und wenn der von uns Betreute von einem erzielten Erfolg berichtet, schrillen bei uns erst einmal die Alarmglocken. Denn wir ahnen schon: Irgendetwas muss schiefgelaufen sein.

Aber wir sollten uns klarmachen: Das sind Vorurteile. Denn natürlich geht – vor allem anfänglich – noch recht viel. Und das ist gut so: Wir sollten das funktionierende ausbauen und fördern. Damit möchte ich in keinster Weise die Betreuungs- oder Pflegeleistung kleinreden. Ganz im Gegenteil: diese ist oft so hart, dass Techniken wie gleich beschrieben erforderlich sind, um überhaupt den Kopf erhoben halten zu können.

Mein Lieblingsbeispiel ist die vorhandene Hilfsbereitschaft in Kombination mit einer Kochanleitung. Früher habe ich gekocht – was und vor allem wie ich wollte – und der Betreute durfte eine Portion haben. Während des Kochens schob er bereits Kohldampf und kam deshalb in die Küche. Dort sah er dann, wie ich kochte – und kommentierte dies – nicht immer zustimmend. Wir kamen dann in Diskussionen, die zum Teil recht nervtötend waren.

Heute läuft das ganz anders ab: Wenn es losgeht besprechen wir, was es geben soll. Dann leite ich ihn ein wenig an und beobachte und kontrolliere sein Tun. Er hat nichts mehr zu „meckern“, fühlt sich glücklich, weil er sinnvolles tut. Ich kann mich gut entspannen, gebe gelegentlich meinen Senf dazu. Und es gibt kaum noch die leidigen Diskussionen um Kleinigkeiten des Vorgehens. So ist es besser für alle Beteiligten.

Natürlich ist das idealtypisch. So schön wird es nicht oft sein. Aber der entscheidende Punkt ist: Wir dürfen nicht verlernen und nicht aufgeben, nach positiven Hinweisen auf Dinge zu suchen, die noch gut laufen. So lassen sich viele Tagesaufgaben doch ein wenig angenehmer gestalten.

Und wir zwingen uns selbst, nicht nur schwarz zu sehen.

Die nachfolgende Tabelle enthält einige Beispiele für Hinweise auf Positives.

Beispiele für Positivleistung

KategorieBereichPositivleistung
Gedächtnis
GesprächErinnert sich an Begegnungen oder andere Ereignisse, wenn auch mit falscher Einschätzung des Zeitpunktes.
KochenErinnert sich an Rezepte oder an Zubereitung von Speisen.
Orientierung
WohnungFindet ohne Probleme den Weg zurück.
WohnungVerwendet im Regelfall den korrekten Schlüssel.
WohnungKennt die Nachbarn.
EinkaufKann Einkaufslisten einsetzen.
Küche Setzt Gerätschaften korrekt und sinnvoll ein.
Sprache
SprachverständnisGrammatik stimmt.
Benennung von GegenständenBenennt Gegenstände korrekt.
PostVerarbeitet Briefe korrekt.
AnredeSetzt Anreden "Sie" und "Du" korrekt ein.
Konzentration und Denken
RätselKreuzworträtsel ohne Probleme.
GesellschaftsspieleLernt auch neue Regeln unproblematisch.
ZählenKann Gegenstände gruppieren und zählen. Zieht aus Zahleninformationen die richtigen Schlüsse (z.B. "Wir sind doch insgesamt 10, 2 fehlen noch.").
Persönlichkeit
ZeitbezugKann wichtige Daten korrekt angeben. Beispiele: Eigener Geburtstag, heute, übermorgen, gestern, vor einer Woche, vor einem Monat.
VerwandtschaftKann Verhältnis zu Familienmitgliedern korrekt widergeben.

Ob das immer ausreicht, um darauf aufbauend so schöne Anwendungen (wie eben beschrieben) zu formen, muss der Zeitablauf zeigen. Aber die Grundlage sollte es sein.

Übrigens: Eine weitere Technik, um mit teilweise wirren Erzählungen umzugehen, ist etwas, das ich „Weglachen“ nenne. Statt griesgrämig oder augenverdrehend zu überlegen, was eine Erzählung bedeuten könnte, habe ich gute Erfahrungen damit gemacht, einfach zu lachen. Probieren Sie es aus! Es macht glücklicher: Beide! (Auch hier gilt: Es geht gerade nicht darum, den Urheber der verworrenen Botschaft auszulachen oder zu beleidigen. )